Der Ausbau von
Kinderbetreuung bringt mehr als er kostet
Pressemitteilung
des Bundesfamilienministeriums Mittwoch 15.01.2003
Bundesfamilienministerin Renate Schmidt hat am 15. Januar 2003 in Berlin
ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)
vorgestellt, wonach der Ausbau von Kindertageseinrichtungen die
öffentlichen Haushalte und Sozialversicherungsträger entlaste.
Der Ausbau von
Kinderbetreuungskosten verbessert nicht nur die Bildungschancen der
Kinder und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern bringt auch
ökonomische Vorteile mit sich. Das belegt ein Gutachten des Deutschen
Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW). "Diese Studie untermauert
unsere Vorhaben zum Ausbau der Kinderbetreuung und der
Bildungseinrichtungen für Kinder", erklärte Bundesfamilienministerin
Renate Schmidt am
15. Januar 2002 bei
der Vorstellung der Studie.
Mit dem Ausbau von
Kindertageseinrichtungen könne die Bundesregierung also nicht nur den
Wünschen von Familien entsprechen, sondern zugleich die öffentlichen
Kassen entlasten. Trotz knapper Kassen wird die Regierung die Länder
und Gemeinden jährlich mit 1,5 Milliarden Euro beim Ausbau der
Tagesbetreuung für die unter dreijährigen Kinder unterstützen.
Ausbau von
Kinderbetreuung entlastet öffentliche Haushalte
Das Gutachten zeigt,
dass durch den Ausbau von Kinderbetreuung neben den Kosten auch
erhebliche Einnahmen- und Einspareffekte der öffentlichen Haushalte von
Bund, Ländern und Kommunen sowie Sozialversicherungsträgern entstehen.
Sie sind darauf zurückzuführen, dass
-
erwerbswillige
Mütter - aufgrund verbesserter Kinderbetreuung - einer
Erwerbstätigkeit
nachgehen können,
-
Kindertageseinrichtungen mehr Personal beschäftigen, das wiederum auch
Steuer und Sozialversicherungsabgaben zahlt und
-
Minderausgaben bei
der Sozialhilfe entstehen, weil mehr allein erziehende Mütter
erwerbstätig
sein können, die bisher Sozialhilfe beziehen.
Die Wissenschaftler
des DIW haben beispielsweise folgende Mehreinnahmen errechnet:
-
mindestens 1,1
Milliarden Euro mehr Einkommenssteuer und 1,4 Milliarden Euro
Mehreinnahmen bei den Sozialversicherungen, wenn alle akademisch
gebildeten Frauen mit Kindern zwischen zwei und fünf Jahren, die dies
wünschen, einer Erwerbstätigkeit nachgehen könnten,
-
6 Milliarden Euro
Steuermehreinnahmen und zusätzlich 8,9 Milliarden Euro in der
Sozialversicherung, wenn alle erwerbswilligen Frauen, die jetzt wegen
mangelnder Kinderbetreuung erwerbslos sind, einen Berufstätigkeit
ausüben würden,
-
Das
Einsparpotential durch Minderausgaben bei der Soziahilfe für
alleinerziehende Mütter, liegt bei insgesamt 1,5 Milliarden Euro.
Bei ihrem Gutachten
haben sich die Wissenschaftler auf Informationen über
Haushaltszusammensetzungen, Erwerbs- und Familienbiographien, den
Erwerbswunsch von Müttern, Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität
gestützt. Basis für die Abschätzungen sind die Informationen von
Mütter, die nicht erwerbstätig sind, aber einen Erwerbswunsch äußern.
Die Wissenschaftler
ermittelten unter anderem auch, dass es für die Kinder der arbeitslos
gemeldeten Mütter, einen Bedarf von bis zu 429.640 Fachkräften gibt, die
für eine bedarfsgerechten Betreuung in Krippen, Kindergärten und Horte
benötigt würden.
Studie untermauert
Notwendigkeit von mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten
Diese Zahlen
zeigten, so Schmidt, dass der Ausbau von Kinderbetreuung nicht nur
richtig, sondern auch ökonomisch sinnvoll sei und "mittelfristig mehr
bringt, als er tatsächlich kostet." Es sei durch die Studie auch
deutlich geworden, dass die 1,5 Milliarden Euro des Bundes für den
Ausbau von Kinderbetreuung (für die Unterdreijährigen) auf mittlere
Sicht in den Kommunen zu mehr Einnahmen führen.
Schmidt hoffe, dass
diese Argumente auch die Kommunen und Länder überzeugen, die sich
gegenwärtig noch zurückhaltend gegenüber den Projekten der
Bundesregierung zeigten.
Deutschland
Schlusslicht bei Kinderbetreuung
Der Ausbau der
Kinderbetreuungsmöglichkeiten sei auch wichtig, damit Deutschland seine
Schlusslichtposition in Europa aufgebe, erklärte Schmidt. Wegen des
Mangels an Kindereinrichtungen und an Ganztagsbetreuung habe Deutschland
sogar die niedrigste Geburtenrate in Europa.
Während es in den
neuen Bundesländern eine nahezu ausreichende Versorgung mit
Kinderbetreuungsmöglichkeiten gebe, könnten in den alten Bundesländern
nur 3,8 Prozent der Kinder unter drei Jahren betreut werden. Bei den
Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt könnten zwar 89,5
Prozent der Kinder vierstündig betreut werden, eine ganztägige
Betreuung sei jedoch nur für 18 Prozent dieser Kinder möglich. Und nur
5,9 Prozent der Grundschüler könnte in Horten betreut werden. Im
Vergleich dazu betrage in Dänemark die Versorgungsquote bei den
Unterdreijährigen 48 Prozent und in Schweden 33 Prozent.